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Beitrag von Sven Geitmann

14. Juni 2017

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Uhrenfabrikant Hayek arbeitet am Elektroauto

Hayek

Will Vanadium statt Lithium – Nick Hayek, © Swatch


Smart-Chef Nick Hayek will sich mit seinen Unternehmen Belenos und Renata – neben seinem Hauptgeschäft mit Uhren – verstärkt um Elektroautos kümmern. Nach langjährigen Entwicklungsarbeiten sollen jetzt Fahrzeuge mit neuen Vanadium-Akkus in China in die Erprobung gehen. Im Sommer 2015 hatte der Uhrenhersteller verkündet, dass die Arbeiten an Brennstoffzellenautos eingestellt und von dem Freiburger Unternehmen Groupe E weitergeführt würden. Hayek selbst wolle sich künftig auf Batteriefahrzeuge konzentrieren, hieß es.
Im August 2007 hatte sein Vater Nicolas G. Hayek, der Senior-Chef der Swatch Group AG, bekannt gegeben, dass er ins Autogeschäft einsteigen wolle. Der damalige Uhrenkönig holte das Westschweizer Stromunternehmen Groupe E ins Boot, um wasserstoffbetriebene Autos zu bauen (s. HZwei-Heft Oktober 2007). Daraus entstand Belenos Clean Power, ein Unternehmen im schweizerischen Marin-Epagnier, mit Persönlichkeiten wie dem Schauspieler George Clooney und dem Astronauten Claude Nicollier im Verwaltungsrat.
Als Nicolas G. Hayek 2010 verstarb, wurde es jedoch zunächst ruhig um Belenos, bis in diesem Februar der Sohn Nick Hayek erklärte, er wolle nun in Itingen verstärkt Elektroautos mit Akkumulatoren bauen. „Wir werden die Elektromobilität einen gewaltigen Schritt weiterbringen“, erklärte Hayek dem Schweizer Wirtschaftsmagazin Bilanz. Gemeint war damit der Einsatz von Vanadiumpentoxid, an dem sein Unternehmen zehn Jahre lang geforscht hat. Das Swatch-Tochterunternehmen Renata kümmert sich derzeit um Entwicklung und Erprobung.
Die Voraussetzungen scheinen optimal: Bei den neuen Vanadium-Akkus ist die Rede von 30 Prozent mehr Leistung als bei bisherigen Technologien. Die Lebensdauer sei sogar doppelt so lang, so heißt es, die Aufladung erfolge doppelt so schnell und die Leistung stehe schneller zur Verfügung. Zudem sei der neue Akku noch sicherer und komme ohne die seltenen Elemente Kobalt und Nickel aus. Das Besondere sei die Kathode, für die Belenos 23 Patente halte.
So weit die Theorie. Der Praxisbeweis könnte dieses Frühjahr in China folgen, wo die ersten Hayek-Autos in Zusammenarbeit mit der Automobilgruppe Geely getestet werden sollen. So hatte es Hayek auf der CeBIT 2016 angekündigt. Es muss sich aber noch zeigen, ob funktionieren kann, was sich Prof. Reinhard Nesper von der an Belenos beteiligten ETH Zürich im Auftrag von Hayek Senior ausgedacht hat. Nesper, der seit drei Jahren emeritiert ist, hatte gegenüber Bilanz berichtet: „Hayeks Vorstellung war unrealistisch, aber ich sagte ihm, Faktor zehn könnte ich mir vorstellen. Nur wird das sehr lange dauern und sehr viel Geld kosten.“
Es dauerte lange und es kostete viel (ca. 25 Mio. Euro). Von Lithium kam das Forscherteam zu Vanadium und zur Nanotechnologie. Anfangs war auch noch Wasserstoff ein Thema, seit zwei Jahren konzentriert sich das Unternehmen aber ganz auf den „Super-Akku“. BZ-Technik wird nur noch nebenbei betrieben.
Groupe E ist daran nicht mehr beteiligt. Der Energieversorger gab seine Belenos-Aktien zurück, erhielt aber im Gegenzug die ehemalige Belenos-Niederlassung in Marin-Epagnier und übernahm auch rund ein Dutzend Mitarbeiter. Die sollen nun Wasserstoffautos entwickeln und ein Netz von H2-Tankstellen aufbauen.

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