Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

14. Juni 2017

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Brennstoffzellen-Transportbereich wächst rasant

e4tech

Jährlich ausgelieferte BZ-Leistung


Im November 2016 wurde der Fuel Cell Industry Review 2016 mit Marktdaten und Analysen veröffentlicht. Seit 2014 kontaktiert dafür ein Team um E4tech weltweit Brennstoffzellenfirmen, aggregiert deren Lieferzahlen und zeigt Entwicklungen in der Branche auf. Im Folgenden werden einige Auszüge vorgestellt und es wird erläutert, welche Änderungen sich an den im November veröffentlichten vorläufigen Zahlen (s. HZwei-Heft Jan. 2017) für 2016 zwischenzeitlich noch ergeben haben.
In vielerlei Hinsicht war 2016 ein erfolgreiches Jahr für die Brennstoffzellenindustrie. Die elektrische Leistung der weltweit ausgelieferten Brennstoffzellensysteme lag mit etwa 480 MW deutlich über den 300 MW in 2015. Das Wachstum der Industrie beruht in den letzten Jahren vor allem auf den gestiegenen Produktions- und Verkaufszahlen von BZ-Fahrzeugen, die in 2016 nun erstmals den wichtigsten Markt für Brennstoffzellen darstellen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen.
Zwar ist Hyundai mit dem ix35 weiterhin gut vertreten, und auch Honda ist mit dem Clarity nun neu dabei, aber mit Abstand die meisten BZ-Pkw kommen bereits das zweite Jahr in Folge von Toyota. Mit dem Mirai haben sich die Japaner in wenigen Jahren sozusagen zum größten Brennstoffzellenhersteller der Welt entwickelt. Die meisten der branchenweit über 2.000 neuen BZ-Fahrzeuge gehen derzeit nach Japan und Kalifornien, gefolgt von Europa. Die BZ-Leistung je Modell variiert zwischen 100 und 130 kW Leistung, womit sich die Fahrzeuge deutlich in der Megawatt-Statistik bemerkbar machen.
Daneben tragen im Transportsegment – wie auch schon in den Vorjahren – Flurförderfahrzeuge für Logistikzentren in Nordamerika zum BZ-Aufwärtstrend bei. Anfang 2017 gab Plug Power bekannt, in 2016 über 4.000 BZ-Systeme für diese Anwendung geliefert zu haben. Insgesamt sind nun mehr als 10.000 BZ-Gabelstapler in Betrieb. Mit Nuvera Fuel Cells, das mittlerweile zu Hyster-Yale gehört, ist in 2017 mit Stückzahlen von einem weiteren Akteur in diesem Segment zu rechnen.
Andere Fahrzeugtypen wie Busse, Bahnen und Lkw haben zwar in 2016 nur bedingt zur Lieferstatistik beigetragen, aber in 2017 kann mit einem deutlichen Wachstum bei BZ-Bussen gerechnet werden. …
China als Leitmarkt für Brennstoffzellen?
Die attraktiven finanziellen Förderanreize sowohl für BZ-Busse als auch für BZ-Pkw und andere Fahrzeuge im Rahmen von Chinas New Energy Vehicle Program sorgten in 2016 für Goldgräberstimmung in Fernost. Viele bekannte und führende BZ-Firmen wie Ballard, Hydrogenics und Plug Power gingen Liefervereinbarungen mit chinesischen Unternehmen ein. Und auch Chinas einheimische Akteure arbeiten sehr aktiv daran, schnell BZ-Know-how im Land aufzubauen, was sich auch im Anwerben von Fachkräften aus Nordamerika und Europa bemerkbar macht. Die Zeichen stehen gut, dass sich China innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten BZ-Märkte entwickeln wird.

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Quo vadis, stationäre Brennstoffzelle?
Bis vor wenigen Jahren war der Brennstoffzellenmarkt vor allem durch stationäre Anwendungen geprägt. Wie sich nach Aktualisierung der vorläufigen Zahlen vom November gezeigt hat, gab es 2016 anstatt leichten Wachstums eine Stagnation im Markt. Die wesentlichen Akteure für große Anlagen (100 kW bis mehrere MW) sind hier nach wie vor FuelCell Energy, Bloom Energy, Doosan und Fuji Electric. Daneben arbeiten Mitsubishi Hitachi, GE, LG und einige weniger bekannte Entwickler an Produkten für dieses Segment.

Mit zum Jahreswechsel 2016/2017 insgesamt um die 200.000 Mikro-KWK Anlagen bleibt das Enefarm-Programm in Japan ein Eckpfeiler des BZ-Marktes, auch wenn das ursprüngliche Ziel von 1,4 Mio. Stück bis 2020 wohl kaum mehr zu schaffen ist. Interessant ist in 2016 insbesondere der starke Zuwachs von SOFC-Systemen, die nun einen bedeutenden Marktanteil neben den bekannten PEM-Aggregaten von Panasonic und Toshiba aufweisen.
In Deutschland startete in 2016 das Technologieeinführungsprogramm Brennstoffzellenheizgeräte im Rahmen des Anreizprogramms Energieeffizienz (APEE), womit Anlagen von 250 Watt bis maximal 5 kW elektrischer Leistung gefördert werden. Das Programm kam allerdings zu spät, um sich noch bei den Absatzzahlen 2016 deutlich bemerkbar zu machen. Dank dieser neuen Förderung könnte sich Deutschland aber nun nach langer Vorbereitungsphase zu einem zweiten bedeutenden Markt nach Japan für diese Geräte entwickeln.
Kleinstbrennstoffzellen keine Erfolgsstory
Der Bereich der portablen Anwendungen war gemessen an den Stückzahlen in 2016 stark rückläufig. Grund ist ein Einbruch bei kleinen USB-Ladegeräten für Unterhaltungselektronik von typischerweise wenigen Watt Ausgangsleistung, da die meisten Firmen in diesem Bereich ihre Aktivitäten eingestellt oder zumindest pausiert haben. Für 2017 ist hier wohl nur mit myFC zu rechnen, das Lieferungen von 1.000 Einheiten nach China im Zeitraum 2017 bis 2018 ankündigte. Weiterhin erfolgreich im portablen Segment sind allerdings Stromaggregate mit üblicherweise um die 100 Watt Ausgangsleistung, geeignet für diverse netzferne Anwendungen, wie sie insbesondere von SFC Energy vertrieben werden.
Vorläufige Zahlen kaum verändert

Gesamtbericht mit Lieferzahlen, Datentabellen, Analysen und Kommentaren als kostenloses Download: www.FuelCellIndustryReview.com
Literatur: Hart, F. Lehner, R. Rose, J. Lewis; The Fuel Cell Industry Review 2016. Nov. 2016
Autoren: Franz Lehner, David Hart, beide E4tech, Lausanne/Schweiz

2 Kommentare

  1. Dr. Artur Braun

    Ich komme mit 5 Kilogramm Wasserstoff genausoweit wie andere mit 50 Liter Benzin.
    Sogar in “grüne” Innenstädte.
    Habe schon 5000 Kilometer hinter mir quer durch Europa.
    Lautlos.
    Ohne NOx.
    Ohne Feinstaub.
    Ohne Zweck-Optimismus – aber mit echt viel Fahrvergnügen.
    Was mich betrifft: Ich will mehr davon !
    Mercedes produziert noch nicht.
    Hyundai, Honda und Toyota verkaufen schon …

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  2. Joe

    Es ist schon beachtlich, wie man trotz Stagnation bei den stationären BSZ-Geräten ein rasantes Wachstum darstellt – aufgebaut auf ein paar tausend H2-BSZ-Autos, die die Hersteller produzieren um ihr Know-How zu präsentieren und die Flottenverbrauchsvorgaben (vor allem in den USA) zu erfüllen.
    Die H2-BSZ-Busse leben über Förderprogramme und sind weder in Anschaffung noch im Betrieb wettbewerbsfähig.
    Mobiler Wasserstoff, egal ob im Auto oder im Bus ist auf Grund der physikalischen Gegebenheiten (sehr geringer Energiegehalt /Volumen) und der daraus resultierenden schlechten Wirkungsgradketten (Kompression /Verflüssigung) ein totes Pferd und allenfalls für Nischen interessant.
    Die sinnvolle stationäre BSZ, die im Winter Wärme und Strom liefert stagniert – da kann ich den Zweckoptimismun nur sehr schwer nachvollziehen.

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