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Beitrag von Sven Jösting

13. Februar 2017

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Tesla mit vielen Baustellen – SolarCity wurde übernommen

Tesla-logo-webDie Überzeugungskraft von Tesla-Chef Elon Musk hat dazu geführt, dass über 90 % der Tesla- wie auch der SolarCity-Aktionäre seinem Vorschlag gefolgt sind und die Übernahme genehmigten. Damit wird Tesla nun seine Elektroauto-Ambitionen um Solardächer erweitern. Wie sich die Fusion in Zahlen ausdrückt, wird bereits das laufende, vierte Quartal zeigen, da die Ergebnisse von SolarCity nun in der Bilanz von Tesla aufgehen. Wesentlich sind dabei vor allem die circa US-$ 3 Mrd. Schulden. Es könnte aber auch weitere Finanzierungsforderungen (contractual obligations) gegenüber SolarCity geben, die sich aus der Projektfinanzierung via Contracting (langfristiger Verkauf von Solarstrom, Investment in die Solaranlage durch SolarCity) ergeben. Auf jeden Fall gehen die US-$ 3 Mrd. nun in die Tesla-Bilanz ein. Zudem sind 13 Mio. neue Tesla-Aktien als Kaufpreis rechnerisch zu addieren. Es gibt indes noch manche Rechtsstreitigkeiten, die parallel zur bzw. nach der Fusion zu klären sind und eventuell – je nach Urteil – Kosten verursachen können. Wo all die Synergien herkommen sollen, erschließt sich mir bislang nicht.
Model 3 erst Ende 2018?
Der Tesla-Fan und Analyst Adam Jonas von Morgan Stanley hat jüngst sein Kursziel um gerade einmal US-$ 4 auf US-$ 242 gesenkt. Die Übernahme von SolarCity bezeichnet er als „added zero value“ für Tesla. Er erwartet zudem, dass das Model 3 nicht vor Ende 2018 auf den Markt kommen wird, also mit einer Verspätung von über einem bzw. gar zwei Jahren gegenüber den von Musk geäußerten Plänen. Wie mögen der Markt bzw. die Börse diese Einschätzung bewerten? Man könnte meinen, Tesla benutzt Analysten wie Jonas, um die Stimmung gegenüber dem Unternehmen „zu steuern“. Klar ist aber: Ein Jahr verspätet bedeutet auch, dass die Investitionen wesentlich erhöht werden müssen. Die Konkurrenz wird zwischenzeitlich mit einer Vielzahl von batteriebetriebenen Modellen auf den Markt gekommen sein. Diese sind zum Teil preislich günstiger und liegen in der Reichweite gleichauf oder gar besser als die Tesla-Fahrzeuge. Werden sich die 400.000 Vorbestellungen (es mögen heute schon wesentlich weniger sein) halten lassen oder gar massiv in Stornierungen verwandeln?
Ich möchte hier Bob Lutz, den ehemaligen GM-Vorstand sinngemäß wiedergeben, wonach Tesla irgendwann Vergangenheit sein wird, wenn all die vollmundigen Musk-Ankündigungen unrealisiert bleiben. Und: Es gibt eine Reihe von Annahmen, dass das Model 3 eher US-$ 40.000 bis 50.000 kosten wird als circa US-$ 35.000, wenn man mehr als die Grundausstattung haben möchte.
Operativer Gewinn sieht anders aus
Die letzten Quartalszahlen per 31. Oktober 2016 lieferten ein Plus von US-$ 22 Mio. Berücksichtigt man aber die steuerlichen Zuschüsse (ZEVs) in Höhe von über US-$ 130 Mio., so wäre ein Minus unter dem Strich dabei herausgekommen. Pro Fahrzeug werden ja US-$ 7.500 Zuschuss (Federal Law – bundesstaatliche Zuschüsse) gewährt, wie auch einzelne Bundesstaaten (State Laws) weitere Förderungen ermöglichen. Bezieht man letztere mit ein, wären die Zuschüsse in der Berichtsperiode sogar mit über US-$ 150 Mio. ausgefallen. Unternehmen wie Tesla haben dabei wohl auch die Möglichkeit, selbst festzulegen, wann, d. h. in welchem Quartal oder gar Geschäftsjahr, sie diese Förderbeträge bilanziell erfassen.
Es heißt, die US-Börsenaufsicht SEC habe Tesla schon mehrfach aufgefordert, seine Bilanzierungswege zu erklären. Meines Erachtens bedient sich das Unternehmen einer sehr „kreativen Form der Bilanzgestaltung“ und Kommentierung dieser. Da wird man sicher noch einiges hören, sollten die Behörden ihrer Nachfrage Druck verleihen und ihren Erklärungsbedarf einfordern.
Weiterer Finanzierungsbedarf
Nicht nur der Aufbau der Produktionskapazitäten für das Model 3 wird erhebliche weitere Kapitalmittel notwendig machen, sondern auch der Auf- und Ausbau der Gigafactory für Batterien. Die nächste Kapitalerhöhung ist nur eine Frage der Zeit, und ich kann mir gut vorstellen, dass diese noch vor der Veröffentlichung der Zahlen für das Gesamtjahr 2016 bzw. das vierte Quartal – also im ersten Quartal 2017 – erfolgen könnte.
Tesla und Trump
Elon Musk hätte sich eventuell etwas mit seiner Meinung gegenüber dem zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump zurückhalten müssen, den er recht abschätzig bewertet haben soll. Denn: Trump wird nachgesagt, dass er staatliche Förderungen/Subventionen für regenerative Energien wie Solar und Wind aber auch Elektrofahrzeuge kritisch sieht und hier eventuell streichen oder mehr marktwirtschaftliche Bedingungen einfordern wird. Man muss sich also darauf einstellen, dass hier Gegenwind von der neuen Regierung kommen könnte. Und: Börse hat auch viel mit Psychologie zu tun.
CCS-Initiative der Autoindustrie
Endlich, könnte man meinen, will die Autoindustrie in Europa gemeinsam eine Ladeinfrastruktur, die allgemeingültige Standards haben soll, aufbauen. Schnellladen in fünf bis 15 Minuten, 80 % Kapazität und damit sieben Mal schneller als herkömmliche Stromladestationen. Das Combined Charging System (CCS) basiert zwar auch auf Standardsteckern, aber Tesla könnte da mit seinen Ladestationen ins Hintertreffen geraten und sich zu einer Insellösung entwickeln. Muss Tesla vielleicht sogar via EU-Vorgaben seine Ladestationen allen anderen Elektrofahrzeuginhabern öffnen?
Elon Musk als „innovativster Firmenlenker“
Als positiver Frontrunner in Sachen Elektromobilität hat Elon Musk schon diverse Auszeichnungen erhalten, zuletzt als „Innovativster Firmenlenker“. Unabhängig davon muss man aber die aktuelle Situation seines Unternehmens betrachten, welche eine Reihe von Fragezeichen entstehen lässt, was die zukünftige Finanzierung seiner ambitionierten Pläne angeht. Was ist, wenn Tesla und damit Elon Musk scheitert? Auszeichnungen dienen der Honorierung von vergangenen Leistungen. Börsenmäßig bewerten muss man aber die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen wie auch die Übernahme von SolarCity und den bilanztechnischen Einfluss auf Tesla. Dass Elon Musk die ganze Autoindustrie aufgewühlt und in Gang gebracht hat, was die Elektromobilität angeht, steht indes außer Frage. Da ziehe ich den Hut.
Fazit bezogen auf BZ-Unternehmen
Zu den wachstumsstärksten Märkten der Zukunft zählt neben dem Gesundheitsmarkt vor allem der Markt der regenerativen Energien und der Technologien, die Energie sauber und effizient produzieren und umwandeln können. Die Brennstoffzelle wird daher ihren Weg gehen. Auf die Aktien und die Börse bezogen gibt es die Regel, dass der Anlageerfolg zu 80 % auf der Strategie beruht, 10 % auf dem Timing und 10 % auf den Instrumenten, derer man sich an der Börse bedient. Jeder Anleger sollte daher a) eine klare Strategie verfolgen, b) die Märkte genau analysieren, c) sich der Risiken bewusst sein und d) Disziplin haben (Panik und Angst sind keine Lösungen). Ich würde bezogen auf die hier vorgestellten BZ-Aktien noch den Punkt e) anfügen: Zeit mitbringen. Für mich sind die kommenden drei Jahre für die Brennstoffzelle die Jahre des Durchbruchs und der Etablierung eines neuen Megatrends nach der Grundlagenbildung über 15 Jahre.
Stay tuned. Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
Ergänzung: Sondereinflüsse möglich!
Bei Tesla gibt es circa 35 Mio. Aktien, die in Erwartung fallender Kurse „leer verkauft“ worden sind. Insbesondere bei der Übernahme von SolarCity – dort bestand sogar eine extrem hohe Leerverkaufsquote – erhöhte sich der „Short Interest“ rechnerisch durch die Umwandlung in Aktien von Tesla (Aktientausch).
Die Konsequenzen – ein Szenario:
Gewiefte Großanleger/Hedge-Fonds könnten geneigt sein, durch kurzfristig starke Zukäufe von Tesla-Aktien die Short-Seller durch steigende Kurse der Tesla-Aktie unter Druck (Eindeckungen?) zu bringen und somit einen markanten Kursanstieg als „Squeeze“ zu initiieren. Dies erscheint mir möglich, bis die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 – inklusive der Zahlen von SolarCity – veröffentlicht sind, was im ersten Quartal 2017 der Fall sein wird. Tesla könnte dann den starken Kursanstieg nutzen, um eine Kapitalerhöhung zu machen. Dies wäre eine logische Folge und gleichzeitig eine gute Chance, um an frisches Kapital heranzukommen, welches für die Expansion (Bau des Modell 3) meines Erachtens notwendig ist.
Risikohinweis
Jeder Anleger muss sich immer seiner eigenen Risikoeinschätzung bei der Anlage in Aktien bewusst sein und auch eine sinnvolle Risikostreuung bedenken. Die hier genannten BZ-Unternehmen bzw. Aktien sind aus dem Bereich der Small- und MidCaps, d. h. es handelt sich nicht um Standardwerte, und ihre Volatilität ist auch wesentlich höher. Es handelt sich bei diesem Bericht nicht um Kaufempfehlungen – ohne Obligo. Alle Angaben beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen und stellen, was die Einschätzung angeht, ausschließlich die persönliche Meinung des Autors dar, der seinen Fokus auf eine mittel- und langfristige Bewertung und nicht auf einen kurzfristigen Gewinn legt. Der Autor kann im Besitz von einigen der hier vorgestellten Aktien sein.
Autor: Sven Jösting (geschrieben im Dezember 2016)

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