Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

12. Februar 2016

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TEP erst Mitte 2016 – Interview mit Thorsten Herdan, BMWi

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Thorsten Herdan, © BMWi


Thorsten Herdan war die meiste Zeit seines Berufslebens im Bereich für Verbrennungskraftmaschinen auf Seiten der Industrie tätig. 14 Jahre lang wirkte der Maschinenbau-Ingenieur als Geschäftsführer bei der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV), nachdem er bereits 1995 zum Generalsekretär des internationalen Verbands für Motoren und Gasturbinen (CIMAC) gewählt worden war. Seit 1999 zeichnete er im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) verantwortlich für den Fachverband Power Systems (Motoren, Turbinen, Wind- & Bioenergieanlagen, Brennstoffzellen) – seit 2000 auch für Energiepolitik. Im Juni 2014 wechselte der heute 49-Jährige dann in die Politik und ist seitdem Abteilungsleiter Energiepolitik – Wärme und Effizienz im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Aus aktuellem Anlass befragten wir ihn zum aktuellen Stand beim Technologieeinführungsprogramm (TEP) sowie zu den Zielen seines Ministeriums.
HZwei: Herr Herdan, erlauben Sie mir bitte zu Anfang einmal die Frage, was Sie damals dazu bewegt hat, die Seiten zu wechseln und von der Industrie in die Politik zu gehen.
Herdan: Ich habe mich über das Angebot sehr gefreut, und natürlich ist und war das eine Herausforderung für mich, die mich sehr gereizt hat. Heute kann ich sagen, dass es sich gelohnt hat. Die energiepolitische Arbeit macht mir sehr viel Spaß, denn ich kann hier die weitere Umsetzung der Energiewende aktiv mitgestalten.
HZwei: Kurz nach Ihrem Einstieg beim BMWi sagten Sie in einem Online-Interview, das auf der BMWi-Homepage einsehbar ist, dass man nicht nur die „Kernenergie durch erneuerbare Energien austauschen dürfe, sondern hin zu einem ganzheitlichen Ansatz“ gelangen müsse. Inwieweit zählen für Sie auch Brennstoffzellen zu diesem ganzheitlichen Konzept?
Herdan: Die Energiewende ist Deutschlands Weg in eine sichere, umweltverträgliche und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft. Kernelement dabei ist, neben dem zunehmenden Ausbau der erneuerbaren Energien, die Durchdringung des Marktes mit effizienten Energieumwandlungstechnologien. Im Sinne einer Gesamtoptimierung muss es das Ziel sein, ein integriertes Energiesystem zu entwickeln, in dem die Verbrauchssektoren Strom, Wärme und Verkehr miteinander gekoppelt sind. Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie spielt bei dieser Umgestaltung des Energiesystems eine Schlüsselrolle.
HZwei: Sie sprachen darin auch viel von Effizienzsteigerung und sagten: „Durch die Einsparung von Strom und Wärme wird die Energiewende erst rund.“ Gleichzeitig erwähnten Sie aber nicht ein einziges Mal die Brennstoffzelle. Warum nicht?
Herdan: Die Bedeutung der Brennstoffzelle im künftigen Energiesystem ist unumstritten. Ihre effiziente Energiewandlung in Verbindung mit der Kopplung von Wärme und Strom und der lokalen Emissionsfreiheit bietet viele Vorteile bei der stationären und der mobilen Energieversorgung.
HZwei: In einem Interview aus dem März 2015 erklärten Sie, mit dem Marktanreizprogramm (MAP) ein stärkeres Gewicht auf das Wärmesegment legen zu wollen, indem beispielsweise Solarthermie und Biomasseheizungen stärker gefördert werden. Sie haben das MAP entsprechend angepasst, bei der Novellierung aber die Brennstoffzellen ausgegrenzt. Warum?
Herdan: Wir nutzen mehrere, jeweils spezialisierte Förderinstrumente, um die Energiewende im Wärmemarkt voranzubringen. Die Brennstoffzelle konnte schon bisher über die KfW-Programme des CO2-Gebäudesanierungsprogramms gefördert werden. Jetzt werden wir diese Förderung noch deutlicher ausbauen, indem wir ein eigenes separates Programm bei der KfW anbieten werden, um der Technologieeinführung der Brennstoffzelle in den Massenmarkt einen starken Anschub zu geben. Ein davon zu trennendes Förderangebot ist das Marktanreizprogramm Erneuerbare Energien. Hiermit fördern wir – wie der Name es verrät – den Zubau erneuerbarer Energien. Die Brennstoffzelle würde daher nicht in die Zielrichtung des Programms passen.
HZwei: In Ordnung, dann kommen wir also jetzt zum NIP: Derzeit wartet ja die Brennstoffzellen-Szene voller Spannung auf die Politik und rätselt, wie denn nun das neue Nationale Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, das NIP 2, aussehen wird. Können Sie zunächst einmal bestätigen, dass tatsächlich ein neues auf zehn Jahre ausgelegtes Förderprogramm geplant ist?
Herdan: Auf der NIP-Vollversammlung, die im vergangenen Jahr zusammen mit dem Statusseminar der BMWi-Energieforschung durchgeführt wurde, hat unser Parlamentarischer Staatssekretär Uwe Beckmeyer in seinem Grußwort den Erfolg des NIP betont und weitere Unterstützung für das NIP-Anschlussprogramm zugesagt. Mit anderen Worten – das Programm wird fortgeführt. Derzeit findet eine Abstimmung zwischen den am NIP beteiligten Ressorts BMVI, BMWi, BMBF und BMUB statt, wie die Unterstützung für das NIP-Anschlussprogramm ausgestaltet wird.
HZwei: Beim NIP 1 war das Bundesverkehrsministerium um einiges stärker finanziell involviert als Ihr Ministerium. Welches wird beim NIP 2 das federführende Ministerium sein?
Herdan: Wie bereits gesagt, sitzen vier Ministerien in den Beratungen zu NIP 2. Die Federführung wird aufgrund seiner höheren finanziellen Beteiligung – wie bisher – beim Verkehrsministerium liegen.
HZwei: Das BMVI sagte bereits während der NIP-Vollversammlung 2015 160 Euro Mio. bis 2018 zu – vornehmlich für den Mobilitätssektor, für den Aufbau einer H2-Infrastruktur. In welcher Größenordnung wird Ihr Anteil, der sich ja mehr auf den stationären Sektor konzentriert, liegen?
Herdan: Ihre Frage bezieht sich auf die im NIP-Maßnahmenkatalog genannten Bereiche. Das BMWi wird sein Engagement in der angewandten Forschung fortsetzen, wofür im Energieforschungsprogramm über 20 Mio. Euro pro Jahr vorgesehen sind. Neu ist der Bereich des Markthochlaufs der stationären Brennstoffzellentechnologie. Ab 2016 wollen wir mit dem Technologieeinführungsprogramm für stationäre Brennstoffzellen im Leistungsbereich bis 5 kWel den Markthochlauf dieser Technologie unterstützen. Für die Umsetzung dieses Förderprogramms steht für den Zeitraum 2016 bis 2018 jährlich ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag zur Verfügung.
HZwei: Wie Sie bereits erwähnten, laufen derzeit noch die Verhandlungen über die Ausgestaltung des sogenannten Technologieeinführungsprogramms für stationäre Brennstoffzellen. Können Sie uns bitte etwas näher erläutern, was da derzeit noch verhandelt wird?
Herdan: Bei der Konzeption des neuen Programms waren zunächst einmal die vorliegenden Prognosen und Gutachten auf den aktuellen Stand zu bringen, woraus dann die Eckpunkte für das neue Förderprogramm zu entwickeln waren. Mit dieser Aufgabe wurde die IZES beauftragt, die bereits 2012 im Auftrag des BMWi ein Konzept für ein TEP entwickelt hatte. Weiter müssen wir sicherstellen, dass wettbewerbliche Fragen der EU-Kommission unserer Förderung nicht entgegenstehen. Auch muss das Programm sinnvoll mit anderen Mechanismen (z. B. nach der KWKG-Novelle) abgestimmt sein. Schließlich waren und sind auch noch viele eher technische Fragen zum Antrags- und Bewilligungsverfahren zu klären. Ich gehe daher davon aus, dass wir mit dem Programm Mitte 2016 starten können.

HZwei: Der damalige Beiratsvorsitzende Prof. Tillmetz erklärte im Oktober 2013 an eben dieser Stelle in einem HZwei-Interview: „Nach den ersten Analysen müsste sich die öffentliche Hand mit 1,6 Mrd. Euro engagieren. Verteilt auf zehn Jahre ist das wirklich nicht viel für eine Zukunftstechnologie und für eine prosperierende Volkswirtschaft.“ Was ist von dieser Aussage heute noch gültig?
Herdan: Diese Aussage kann ich so nicht teilen. Nicht vergessen werden darf, dass bisher schon nicht unerhebliche Fördergelder im Bereich Forschung und Entwicklung in diese Technologie geflossen sind. Auch diese Gelder müssen erst einmal erwirtschaftet werden. Im Übrigen gehe ich davon aus, dass sich die Bundesregierung im NIP-Anschlussprogramm an den Investitionsverpflichtungen der Industrie orientieren wird. Soweit mir bekannt, belaufen diese sich auf rund zwei Mrd. Euro über den Zeitraum von zehn Jahren.

Das gesamte Interview über drei Seiten lesen Sie in der Januar-Ausgabe der HZwei.

1 Kommentar

  1. Arno A. Evers

    Herzlichen Dank für dieses informative Interview, Herr Geitmann.
    Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Treffen mit Thorsten Herdan
    am 20.4. (!) auf der Hannover Messe 2004:
    Es war anlässlich des Besuches von Wolfgang Clement, damals Minister
    (vom 22. Oktober 2002 bis 22. November 2005,
    unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder)
    im damaligen Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit.
    Bei der Begrüßung an unserem Info-Schalter spielte sich eine denkwürdige Szene ab.:
    http://www.hydrogenambassadors.com/hm04/vips/clement.php

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