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Beitrag von Sven Geitmann

10. November 2015

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100 Berliner machen mit beim eMO-Autotausch

Autotausch-emo

(Quelle: eMO)


In Berlin läuft seit dem 1. Juni 2015 die Aktion „Autotausch“. Insgesamt 100 Hörer des Senders radioeins sowie Prominente der Stadt lassen in diesem Rahmen ihr Benzin- oder Dieselfahrzeug stehen und steigen für jeweils zehn Tage um auf ein Elektrofahrzeug. Sie sammeln auf diese Weise Erfahrungen beim E-Autofahren und berichten darüber in Blogs sowie auf radioeins und im Berliner Tagesspiegel. Initiiert wurde dieses Projekt von der Berliner Agentur für Elektromobilität eMO.
Der Startschuss unter dem Motto „Sprit raus – Strom rein“ fiel am 28. Mai im Ludwig-Erhard-Haus, als den 100 Berlinern symbolisch ihre neuen Schlüssel für die Autotauschaktion übergeben wurden. Seitdem tauschen an jedem zweiten Montag jeweils zehn Fahrerinnen und Fahrer kostenlos ihre Autos. Zur Verfügung stehen Modelle von BMW, Mercedes-Benz, Mitsubishi, Nissan, Renault und Volkswagen.
Das Hauptthema ist dabei natürlich die beschränkte Reichweite. Die meisten Testfahrer waren bisher allerdings gut vorbereitet und mussten sich „nur“ an die teils etwas verwirrenden Kilometerangaben gewöhnen. So wie Radiomoderator Sven Oswald, der kurz erschrak, als die angezeigte Reichweite von 182 km nach nur 8 km Fahrstrecke auf 150 km absank. Nachdem er dann jedoch beruhigt feststellte, dass bei der Weiterfahrt die Angabe vertrauenswürdig war, konnte er sich auf etwas anderes konzentrieren: „Ich fahre jetzt ohne Radio, einfach nur um zu hören, wie man nichts hört, und das ist echt spooky!“
Antje Kapek, Berliner Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, berichtete demgegenüber nach ihren Tauschtagen: „Ich fand, dass der Tank oder die Batterie gar nicht so schnell entladen, wie mir im Vorfeld angedroht wurde. Ich bin durchaus ein paar Tage damit hingekommen, obwohl ich viel durch die Stadt gefahren bin. Und ich habe angefangen, bewusster zu fahren.“ Weiterhin berichtete sie: „Innerhalb eines Umkreises von drei Kilometern gibt es bei uns keine Ladestation. Auch direkt am Berliner Abgeordnetenhaus gibt es keine Ladestation. Die nächsten sind am Potsdamer Platz und oft von Carsharing-Autos belegt.“
Daniel Gläser sprach nach der Erprobung des VW e-Golfs über einen ganz anderen Aspekt: „Die vier manuell wählbaren Rekuperationsstufen machen in Verbindung mit dem Rekuperations-Chart des Infotainmentsystems richtig Spaß. Das nenne ich eine gelungene Gamification des Autofahrens.“ Ein weiterer Erkenntnisgewinn war, dass der zögerliche Verkauf der E-Modelle auch einen Grund im bisherigen Vertriebskonzept haben könnte. So berichtete der Vertriebler eines Autohauses, dass der Verkauf von E-Autos mit einem Mehraufwand beim Verkaufspersonal verbunden sei, weil ja die potentiellen Kunden erst ausführlich über diese neue Technik informiert werden müssen. Da aber die Verkäufer nach Stückzahl, also nach abgesetzten Fahrzeugen, bezahlt werden, preisen sie in der Regel Verbrenner an, weil dies sehr viel einfacher ist und schneller geht.
Keßler contra Lobenberg
Im Rahmen eines Streitgesprächs im Hörfunk zwischen dem radioeins-Moderator und „Autopapst“ Andreas Keßler und Gernot Lobenberg, dem eMO-Geschäftsführer, startete Lobenberg mit dem Statement, dass eine Reichweite von 170 km mehr als ausreichend sei, da ja „der Deutsche im Durchschnitt am Tag 40 km fährt, er muss also nur alle vier Tage aufladen“. Die immer wieder zitierte „Reichweitenangst“ sei seiner Meinung nach daher unbegründet. Keßler wandte demgegenüber ein, dass er bei einem Servicepartner von BMW für 12,5 kWh über 10 Euro zahlen musste, weil in seinem Fall Zusatzkosten (Handling, Servicegebühren usw.) mitbezahlt werden mussten. Er kritisierte: „Wir haben Strom-Roaming, das die Sache künstlich verteuert. Das ist eine noch nicht ausgestandene Fehlentwicklung, […] weil es in Deutschland 70 verschiedene Anbieter gibt, die ihre eigenen Stromsäulen aufstellen, und jeder hat eine eigene Karte.“ Dazu sagte Lobenberg, im günstigsten Fall sei Autostrom kostenlos oder läge für Gewerbekunden bei 2,50 Euro pro 100 km. Bei der Nutzung von öffentlichen Säulen würden allerdings in der Tat Serviceleistungen mitberechnet, die die Ladung teurer machen, weil die gesamte Infrastruktur und Wartung mitbezahlt werden müsse.
Insgesamt erhielten die meisten E-Fahrzeuge positive Attribute wie „extrem leise“, „angenehm zu fahren“, „umwerfend“ oder einfach „leider geil”. Peter G. stellte allerdings nach seinen Erprobungstagen eine sehr passende Frage: „Warum muss ein so tolles Auto sooo viel Geld kosten???

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