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Beitrag von Sven Geitmann

11. September 2015

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Weltweit größte Brennstoffzellen-Installation in USA

Beacon-Falls-energy-park

Geplantes 63,3-MW-BZ-Kraftwerk-Park in Beacon Falls, Connecticut (Quelle: FuelCell Energy)


Acht Unternehmen, die bei der öffentlichen Ausschreibung zum Bau von Wasserstofftankstellen in Kalifornien gewonnen hatten, müssen sich diesen Sommer sputen, um tatsächlich bis zum 31. Oktober 2015 ihre H2-Stationen zu eröffnen. Immerhin geht es um US-$ 4,5 Mio. Die California Energy Commission (CEC) hatte in 2014 über US-$ 46 Mio. für 28 Tankstellen sowie eine mobile Betankungsstation ausgeschrieben. Ein Start-up-Unternehmen, FirstElement Fuel, erhielt damals für 19 Standorte den Zuschlag (s. HZwei-Heft Okt. 2014), aber es gab noch sieben weitere Gewinner, für die die CEC 85 % der Finanzierung übernimmt, aber nur, wenn die Stationen vor dem 1. November in Betrieb gehen. Der Zuschuss reduziert sich danach auf 75 % und ab Februar 2016 auf 70 %.
Mehr als 50 H2-Stationen sind in Kalifornien bereits eröffnet oder befinden sich derzeit im Bau. Das Ziel, 100 Anlagen bis 2020, wurde also schon zur Hälfte erreicht. Der Bundesstaat hat bislang US-$ 70 Mio. ausgezahlt und sicherte bis zu US-$ 20 Mio. jährlich zu, um die ersten 100 Stationen aufbauen zu können, davon ausgehend, dass auch genügend Fahrzeuge verkauft werden. Dies führte zu einer starken Interessenzunahme des privaten Sektors an H2-Tankstellen.
Das California Air Resources Board (CARB) veröffentlichte seine erste jährliche Evaluierung über die Verbreitung von BZ-Fahrzeugen (Fuel Cell Electric Vehicle: FCEV) sowie H2-Tankstellen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben in Kalifornien. Darin bestätigte das CARB das 100-Stationen-Ziel, obwohl das zweite Ziel, 6.650 Fahrzeuge bis 2017 und 18.500 bis 2020, voraussichtlich dramatisch unterschritten wird, anders als noch vor wenigen Jahren erwartet worden war. Immerhin beabsichtigt Toyota, den Verkauf seines BZ-Autos Mirai im Herbst 2015 zu starten. Hyundai unterzeichnete den ersten Leasing-Vertrag mit einem Kunden in den USA im Juni 2014.
Auch außerhalb Kaliforniens stößt der FCEV-Markthochlauf zunehmend auf öffentliches sowie politisches Interesse, allerdings gibt es dort noch keine mit Kalifornien vergleichbaren formellen Pläne, Strategien oder Finanzierungsmechanismen. Meist herrscht noch ein kompliziertes Gesetzesumfeld vor. Die nordöstlichen Bundesstaaten haben beispielsweise das kalifornische Zero-Emission-Vehicle-Programm, das für Automobilhersteller sowohl Verpflichtungen als auch Vergünstigen für den Verkauf von BZ-Autos beinhaltet, übernommen.
Durch den FCEV-Verkauf – in welchen Bundesstaaten auch immer – verdienen sich die Automobilsten Gutschriften, die auf ihre Verpflichtungen angerechnet werden. Dadurch erlangen FCEV-Verkäufe maßgeblich an Bedeutung. Wenn allerdings die Autokonzerne ihre Verpflichtungen allein über den Absatz in Kalifornien abgelten können, benötigen sie keine Verkäufe mehr im Nordosten.
Dies hatte offensichtlich zwischenzeitlich eine hemmende Wirkung auf den weiteren Infrastrukturaufbau, was wohl Toyota und sein Partner Air Liquide mitbekommen haben. Sie verkündeten jedenfalls einen Plan zum Bau von H2-Tankstellen im Nordosten, auch wenn konkrete Standorte bisher noch nicht spezifiziert wurden.
Langfristige Verpflichtungen sowie die Kürzung von Geldern machen es dem US Department of Energy (DOE) schwer, einen aktiven Beitrag zum Infrastrukturaufbau in Kalifornien oder sonst wo beisteuern zu können. Dafür hat das DOE Geld bereitgestellt für einige technischen Aktivitäten beim Support von H2-Tankstellen inklusive der Anfertigung von zwei öffentlich erhältlichen Wirtschaftsstudien, eine über die erwarteten Kosten sowie die optimale Konfiguration von H2-Stationen (namens HRSAM) und die andere über den Cashflow sowie den Return-on-Investment bei verschiedenen Szenarios (H2FAST). Das DOE finanziert zudem gemeinschaftliche Bemühungen von zwei nationalen Laboratorien (H2FIRST), die Themen wie beispielsweise H2-Messung, Kraftstoffqualität und Zertifizierung neuer Tankstellen näher betrachten. U2USA, ein von der DOE geleiteter Zusammenschluss von Unternehmen der Automobilindustrie, arbeitet an vorkommerziellen Aktivitäten, allerdings geht es hier nur langsam voran.
Bei der Energieversorgung hat Kalifornien kürzlich sein Self-Generation Incentive Program, wahrscheinlich die wichtigste Unterstützung für Brennstoffzellen in den USA, verlängert. Von Unternehmensseite werden in diesem Rahmen bis 2019 US-$ 83 Mio. pro Jahr beigesteuert, wobei in 2015 rund 75 % dieses Betrags allein für Brennstoffzellen und Energiespeicherung vorgesehen sind. Zudem gibt es für kalifornische Hersteller einen 20 %-Bonus. Der Großteil der 200 MW an BZ-Kraftwerksleistung, die in den US installiert ist, ist in Kalifornien angesiedelt.
Dieser Prozentsatz wird sich voraussichtlich drastisch verändern, wenn FuelCell Energy wie angekündigt seine Pläne über den Bau eines 63,3-MW-BZ-Kraftwerk-Parks in Connecticut realisiert. Dies würde dann die weltweit größte Installation sein, die selbst den 59-MW-BZ-Kraftwerk-Park des Energieversorgers Gyeonggi Green Energy in den Schatten stellt. FuelCell Energy und seine Partner haben inzwischen den Standort in Connecticut identifiziert und bemühen sich um die Finanzierung.
Das Budget für BZ-Forschungsaktivitäten des US-Energieministeriums für das Finanzjahr 2016 (beginnend am 1. Oktober) wird voraussichtlich zwischen US-$ 138 Mio. und 147 Mio. liegen. Der Forschungsetat für PEM-Brennstoffzellen und Wasserstoff wird wohl fallen auf einen Betrag zwischen US-$ 93 Mio. und 97 Mio., je nach Ausgestaltung der Aktionen von US-Repräsentantenhaus und Senat. Das Forschungsbudget für Festoxidtechnik könnte zwischen US-$ 25 Mio. und 30 Mio. liegen. Weitere für Wasserstoff und Brennstoffzellen relevante DOE-Forschungsvorhaben, die aber im Haushalt nicht weiter spezifiziert sind, könnten im Bereich von US-$ 20 Mio. liegen. Insgesamt werden die Zuwendungen in 2016 ungefähr auf dem Niveau der letzten Jahre bleiben.
Autor: Robert “Bob” Rose, übersetzt von Sven Geitmann

3 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    Mehr als 4Jahre später, Ende 2019 gibt es auch hierzulande Erfahrungen zu den FCEV in Kalifornien und deren Nutzung nachzulesen:
    https://www.impala64.de/blog/tesla/2019/05/09/sind-wasserstoff-fahrzeuge-die-zukunft/#wirklichkeit
    @Hans Sandlass:
    Viele Millionen € in ein nicht zukunftsträchtiges H2-Tankstellennetz wurden in Deutschland investiert. Fast 100 Tankstellen (meist teurer als 1Mio.€ und fast zur Häfte aus Steuergels finanziert) stehen nur ca. 600 FCEV in Deutschland gegenüber.
    Zu teuer, zu wenig Reichweite in der Realität, zu wenig Platz /Flexibilität im Innenraum und die Abhängigkeit von einer monopolistischen Tankstruktur …
    Wenn der weltgrößte Autobauer Toyota den Mirai II mit einer Jahresstückzahl von “angestrebten 30.000 Einheiten im Jahr” ankündigt, sagt dies sehr viel aus.
    Das ist etwa die Monatsproduktion bei Tesla und mittlerweile gibt es dutzende Hersteller und Modelle bei BEV …

    Antworten
  2. Hans Sandlass

    Na, ja, da tut sich bei den Amis wenigstens etwas. Aber warum, und wer sollte denn in Deutschland mit dem Tankstellenausbau Tempo machen?
    Sehen wir uns doch die Fahrzeuge auf der gegenwärtig stattfindenden Internationalen Automobilausstellung an. Immer größer, immer mehr PS und kaum Regredienz der Abgaswerte.
    Beim Batterieauto, das nur wenig Effekte bringt, wird eisern am Einmillionenziel, wider jede Vernunft festgehalten.
    Vom Brennstoffzellenauto habe ich gerade mal eine kleine Notiz darüber gelesen, dass es sowas überhaupt gibt.
    Nur, wenn mit der Klimapolitik ernst gemacht und für den CO2-Ausstoß drastische Ziele mit hohen Strafen beim Verstoß, von der Politik vorgegeben werden,haben wir die Chance das Brennstoffzellenauto bald auf die Straße zu bekommen und damit auch ein H2-Tanksellennetz.
    Dafür schlage ich im Übrigen noch vor, so, wie das mit dem EEG 2014 für Pv- und Windenergieanlagen festgeschrieben wurde, die H2-Tankstellen auszuschreiben.
    Dann gibt es auch eine Chance für kleine Unternehmen, die in der Lage sind, etwas Schwung in das Geschäft zu bringen. Viel zu lange gucken wir schon hinter den 50 H2 Tankstellen her.
    Hans Sandlaß

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  3. Arno A. Evers

    Also, bei den Zahlen über H2 Tankstellen in Kalifornien
    würde ich schon mal sehr genau hinsehen.
    Der mir sehr bekannte Bob Rose schrieb:
    Zitat: “…Mehr als 50 H2-Stationen sind in Kalifornien bereits eröffnet
    oder befinden sich derzeit im Bau…” Zitatende.
    Wobei die Betonung auf:
    Zitat 2: “…oder befinden sich derzeit im Bau…” liegen muss.
    Bisher sind von den ursprünglich mal über 200 Stk. H2 Tankstellen
    versprochen seinerzeit durch einen Governator namens A. Schwarzenegger,
    DAS war schon im Jahre 2004; noch 8 (acht) Stck operational.
    Die neunte wurde vor einigen Monaten eingeweiht.
    Und das war auch nur der “Zweite Aufguss” einer bereits voeher bestandene…r
    Die Spitze der jemals gleichzeitig laufenden H2 Tankstellen lag bei 29,
    das waren dann pro H2 Fahrzeug maximal eine Tankstelle.
    Also liegen die CEC uhd DOE und noch immer in weiter Ferne…
    Also bitte vorsichtig bei/mit sogenannten Tatsachenbehauptungen,
    die nur der/die überprüfen kann, der selbst mehrfach vor Ort war.
    Sinngemäß gilt das (leider) für alle H2 Tankstellen weltweit.
    Hier werden in der Regel nur die jeweiligen ERÖFFNUNGEN veröffentlicht,
    und NIE die SCHLIESSUNGEN…siehe u.a. die H2 Tankstelle
    am Flughafen Muenchen, die immer noch in vielen Köpfen herum-spukt,
    aber längst demontiert ist. Ab dem Tage,
    da die Subvention des Bayerischen Staates aufhörten wurde abgebaut..
    Das war dann auch das Signal für den Freistaat Bayern,
    nachhaltig aus der H2 und FC Förderung aus-zusteigen.

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