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Beitrag von Sven Geitmann

20. September 2011

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IAA 2011: Daimler macht Brennstoffzellen wieder Hoffnung

Den mit Abstand größten Auftritt in Sachen E-Mobilität hatte der Autokonzern Daimler auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) 2011 in Frankfurt am Main. Mit dem F 125 zog Firmen-Chef Zetsche eine spektakuläre Show ab, die ihresgleichen sucht. Natürlich war dieses Spektakel auch als Ablenkungsmanöver initiiert worden, natürlich ging es dabei vorrangig um Marketingzwecke, damit im Hintergrund ungestört noch größere Geländewagen und noch teurere Premiumfahrzeuge verkauft werden können. Und natürlich werden viele der dort präsentierten Komponenten erst in 20 Jahren marktreif sein. Aber darauf kommt es mir hier jetzt gar nicht so sehr an. Viel wichtiger erscheint mir das lautstarke Bekenntnis zu Gunsten der Brennstoffzellentechnik.
Dieses Bekenntnis muss vor dem Hintergrund betrachtet werden, dass Daimler schon einmal mit verfrühten Ankündigungen sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat. Es kann deshalb vorausgesetzt werden, dass diese Show-Veranstaltung gut überlegt war. Der Stuttgarter Konzern beugt sich hier weit in Richtung Brennstoffzelle aus dem Fenster, obwohl derzeit fast alle Mitbewerber voll auf Batteriefahrzeuge setzen. Das ist ein deutliches Statement sowohl an die Politik als auch den Wettbewerb, dass Daimler diese Technik wirklich will, dass die Weltumrundung mit den drei brennstoffzellenbetriebenen B-Klasse-Modellen nicht nur ein Werbegag war, dass tatsächlich am Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur gearbeitet wird.
Und dennoch bleibt die Ungewissheit, ob bis 2014/2015 nicht vielleicht doch noch eine andere Technologie dazwischenfunken könnte und ob Zetsche lang genug im Amt bleiben wird, um diese neuerlichen Versprechen auch wirklich in die Tat umsetzen zu können.
Tatsache ist, dass das Thema „Elektromobilität“ für über zwei Jahre ein heißes Thema war, länger als viele Beobachter erwartet hatten. Mittlerweile tauchen aber Anzeichen auf, dass die erste Aufregung um Elektrofahrzeuge eventuell Erwartungen geweckt haben könnte, die gar nicht realisierbar sind. So hatte Ende August 2011 der chinesische Ministerpräsident Wen in der Parteizeitung zu Protokoll gegeben, es sei nicht sicher, „ob diese Fahrzeuge sich letztlich durchsetzen“ würden, auch wenn „die Entwicklung von Elektroautos gerade erst begonnen hat.“ Zudem wurde bekannt, dass der chinesische Autobauer Build Your Dreams (BYD) bereits mehrfach die Markteinführung von E-Autos verschoben hat. Eine Studie (European Automotive Survey 2011) der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young gibt sogar an, dass die europäischen Automanager durchschnittlich erst 2022 mit dem Durchbruch der Elektromobilität rechnen, also zwei Jahre später als das von der Bundesregierung angepeilte Jahr 2020.
Kommt jetzt also für die Batteriefahrzeuge das Tal der Tränen, in dem die Elektromobilität von der Realität eingeholt wird, ähnlich wie es vor Jahren bei den Brennstoffzellenautos war?

3 Kommentare

  1. Marcel Corneille

    Hallo Herr Geitmann,
    vielen Dank für Ihre Eindrücke von der IAA. Das ist ein interessanter Punkt, den Sie da aufwerfen. Wo steht die E-Mobilität?
    Ich möchte dazu auf einen Artikel von Frau Huß, Akombe – Technologiekommunikation (http://akombe.de/mobilitaet/271-hype-zyklus-elektromobilitaet) hinweisen, in dem sie sich mit dem Hypezyklus im Bezug auf E-Fahrzeuge beschäftigt.
    Für mich als Techniker ist es bemerkenswert wie verengt die Fragen der Technik derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Ein batterieelektrisches Fahrzeug braucht nicht allein einen funktionsfähigen Akku und E-Motor – wie die Ankündigungen zum Beispiel von Daimler/BASF oder BMW zeigen. Das gesamte Fahrzeug wird in diesem Kontext neu entwickelt werden müssen, um dem Kunden ein alltagstaugliches Vehikel bieten zu können. Die Abwärmebilanz des E-Motors (im Vergleich zum Verbrenner) zieht Veränderungen bei Heizung-Lüftung-Klima, Karosserie usw. bis hin zu den Fahrzeugscheiben nach sich. Das alles sind Komponenten für die es heute noch keine echte Lösung gibt.
    Meiner Meinung nach wird uns die E-Mobilität mit ihren zahlreichen und spannenden Thema noch lange erhalten bleiben.
    Viele Grüße
    Marcel Corneille, EMCEL Engineering

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  2. Igor Schmidt

    E. & Y. haben schon genug über Aktienmarkt erzählt… Jetzt wird öffentliche Meinung auch in Bezug auf E-Mobilität manipuliert… Im Rahmen der Fraunhofer-Systemforschung Elektromobilität sind Forscher des Fraunhofer AST zu dem Ergebnis gekommen, dass das Niederspannungsnetz nicht für die gleichzeitige Beladung vieler E-Fahrzeuge ausgelegt ist. Außerdem, Stromproduktion ist heute sehr stark CO2-belastet. Also, sauber E-Mobilität heute ist eine Fiktion.
    Vs. Brennstoffzellentechnik und Wasserstoffinfrastruktur werden aber immer weiter eingesetzt selbst wenn Sonne- und Windstrom durch Elektrolyseverfahren rentabel (was heute nicht der Fall ist) als H2 gespeichert und transportiert wird, z.B. durch vorhandenes Gaspipelinenetz.

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  3. Arno A. Evers

    Hallo, Herr Geitmann,
    Sie schreiben hier
    >>>”…Es kann deshalb vorausgesetzt werden,
    dass diese Show-Veranstaltung gut überlegt war…”<<<
    Derartige Überlegung(en) würde ich den Daimler Leuten
    allerdings nicht wirklich unterstellen,
    zumal wenn man sich deren und andere Versprechungen
    der Vergangenheit noch mal genau ansieht.
    Waren die seinerzeit denn alle so gut überlegt?
    Hier die Zitate:
    http://www.hydrogenambassadors.com/background/quotes-regarding-the-commercialization-of-hydrogen-and-fuel-cells.php

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