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Beitrag von Sven Jösting

19. Januar 2015

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Brennstoffzellen: Aktien-Krise als produktiver Zustand

Brennstoffzellen_Aktien_Kurse

Verlauf der Aktienkurse der fünf börsennotierten Unternehmen (Quelle: www.wallstreet-online.de)

Nordamerikanische Aktien aus dem Bereich der Brennstoffzellen-Systementwickler werden gegenwärtig so gehandelt, als ob die Brennstoffzelle ihr Ende gesehen hätte. Es wirkt, als ob es den Unternehmen sehr schlecht ginge und die Zukunftsaussichten als nicht besonders gut angesehen würden. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Den Unternehmen geht es gut. Trotzdem erleben wir derzeit im BZ-Segment einen Branchen-Crash, der von der Allgemeintendenz an der Börse unabhängig ist. Interessant ist nur, dass diese Kursentwicklung in der Energieindustrie (Öl) ähnlich verläuft.
Beim Blick auf den Öl-Chart (z. B. WTI) ist eine verblüffende Parallelität zum Kursrückgang der börsennotierten BZ-Aktien auszumachen. Somit ist der wesentliche Grund für den massiven Wertverlust in den letzten Wochen der derzeitige Ölpreisverfall. Nach Aussage von Börsenguru André Kostolany beruht die Börse ja zu mindestens 50 % auf Psychologie. Für diesen massiven Rückgang der BZ-Aktien dürfte allerdings zu 100 % Psychologie verantwortlich sein, denn mit der Faktenlage der BZ-Branche hat dies nichts zu tun. Ein weiteres Argument liegt in den steuerlich bedingten Jahresendverkäufen, woraus allerdings wieder neue Käufe in 2015 resultieren dürften.
Meine Schlussfolgerung lautet: Die arg gedrückten Kurse sollten entweder für Neukäufe oder aber im Rahmen des Energieanteils im Depot für Verbilligungskäufe genutzt werden. Denn alle besprochenen Unternehmen haben gemeinsam, dass gute Bilanzverhältnisse sowie große Auftragseingänge bzw. -erwartungen für 2015 vorliegen und somit in diesem Jahr Ertragsdurchbrüche erwartet werden. Zudem bieten sie Platz für viel Sonderfantasie (Kooperationen, Forschungserfolge, mehr institutionelle Anleger, steigende Akzeptanz, neue Märkte).
Ballard Power Technologies (BLDP; US-$ 1,75)
Ballard meldete für das 3. Quartal 2014 einen Verlust von US-$ 0,02/Aktie – erwartet war ein Minus von US-$ 0,01/Aktie. Der Umsatz erhöhte sich um 21 % auf US-$ 20,6 Mio. (erwartet waren US-$ 22,4 Mio.). Allerdings lagen hier quartalsmäßige Überschneidungen vor. MacEwen reduzierte trotzdem das prognostizierte Jahreswachstum von 30 % auf 20 %, die nach dem heutigen Stand eingehalten werden könnten – mit potentieller Erhöhung, wenn außerordentliche Ereignisse (OEM-Partnerschaften, größere Aufträge u.a.) eintreten – was ja erwartet wird.
Fazit: Die aktuell arg gedrückten Kurse stehen im Widerspruch zu den Perspektiven der verschiedenen BZ-Märkte, in denen Ballard aktiv ist. Vergleichbar zur Plug-Tochter ReliOn könnte auch Ballard bald größere Aufträge namhafter Carrier für Telekommunikations-Back-up-Systeme sehen. Hier wird ein überdurchschnittliches Wachstum – weltweit – prognostiziert.
Plug Power (PLUG, US-$ 2,75)
Plug Power kann mit sehr guten Zahlen für das 3. Quartal aufwarten. Das Unternehmen konnte den Umsatz um fast 450 % im Vergleich zum Vorjahresquartal auf US $ 19,9 Mio. erhöhen. Der Verlust lag bei US-$ 0,06/Aktie. Sehr gut sieht es bei der Auslieferung der Gabelstapler-Stacks aus, die mit 857 um 450 % höher als in III./2013 ausfielen. Bei Plug bedeutet das stark steigende Auftragseingänge für Gabelstapler-Stacks. Für 2015 sollen es über US-$ 150 Mio. an Auftragsbeständen werden plus begleitende Umsätze wie Servicegebühren und der Verkauf von Wasserstoff.
Als weiteren Markt hat Plug Power den Sektor Ground Handling auf Flugplätzen ausgemacht. Hinzu werden zukünftig BZ-Antriebsteile und H2-Onboard-Energiesysteme in Flugzeugen kommen. Plug geht da genau den richtigen Weg, neue komplementäre Märkte ausfindig zu machen und für sich zu erkennen. Einer davon ist der Back-up-Bereich in der Telekommunikation: Die für US-$ 4 Mio. erworbene Beteiligung ReliOn gab kürzlich einen mehrjährigen Auftrag über US-$ 20 Mio. (evt. AT&T) bekannt.
Fuelcell Energy (FCEL, US-$ 1,55)
Das Unternehmen erhält indirekt Unterstützung aus Japan: Da das Land massiv stationäre BZ-Systeme in Haushalten und Unternehmen fördert, profitiert Fuelcell Energy davon, wenn diese Aggregate in Krankenhäusern, Universitäten und Großbauten installiert werden. Kürzlich kam ein 3,7-MW-Auftrag rein. Zudem konnte das größte BZ-Kraftwerk gerade in der Bundesrepublik der deutschen Tochter abgenommen werden. Die Zahlen für das 4. Quartal (31.10.) entsprachen den Erwartungen: Umsatz für das Fiskaljahr damit ca. US-$ 180 Mio. und ein Verlustausweis von US-$ 41,3 Mio. – indes basierend auf vielen außerordentlichen Kosten. Wichtiger ist der Auftragsbestand von US-$ 324 Mio. zu dem ein gerade erhaltender Auftrag über US-$ 31 Mio. zu addieren ist. Das Unternehmen arbeitet an diversen Großprojekten und rechnet mit manchem Zuschlag. Dies wird den Kurs m. E. von diesem sehr tiefen Niveau aus absehbar wieder erheblich anziehen lassen.
Hydrogenics (HYGS, US-$ 12,10)
Das Unternehmen enttäuschte mit einem höheren Quartalsverlust als erwartet. Der Vorstandschef sieht das Unternehmen indes auf dem richtigen Weg und prognostiziert für 2015 den Sprung in die Gewinnzone. Zudem hat das Unternehmen ein neues BZ-Produkt vorgestellt, womit leichte und schwere Lkw mittels BZ-Systemen umgebaut werden können. Hydrogenics ist auch Partner von E.ON beim Bau einer größeren Power-to-Gas-Anlage in Norddeutschland. Zwischenzeitlich erfolgte auch die Auslieferung eines PEM-Elektrolyseurs. Darüber hinaus arbeitet Hydrogenics an der Entwicklung neuer leistungsstarker Elektrolyseure.
Anmerkungen zu Tesla (TSLA, US-$ 199)
Daimler und Toyota haben im 3. Quartal 2014 den von mir lange erwarteten Verkauf ihrer Unternehmensanteile vorgenommen. Beide konnten ihren ursprünglichen Einsatz von US-$ 50 bzw. 60 Mio. um mehr als das 15-fache erhöhen. Mit seiner Strategie der ausschließlich batteriebetriebenen Anwendung erhält Tesla jedoch immer mehr Konkurrenz. Alle großen Kfz-Unternehmen setzen klar auf die Brennstoffzelle. Der Aktienkurs fiel dementsprechend stark von über US-$ 270 auf unter US-$ 200, wobei es m. E. noch viel weiter nach unten geht. Die Kosten für die geplante Giga-Fabrik für Batterien könnten zusätzlich Kursdruck erzeugen. Der Wert von Tesla hat in der Berichtszeit seit Oktober 2014 an der Börse um über US-$ 7 Mrd. abgenommen, und es wird m. E. noch weitergehen.
Mein Fazit
Ich erwarte, dass die hier besprochenen BZ-Unternehmen als Gruppe eine Kursvermehrfachung erleben können, wenn die bestehenden Marktprognosen für den Einsatz der BZ wie auch des Wasserstoffs auch nur annähernd eintreten. Die arg gedrückten Kurse finden in den Unternehmensentwicklungen keinerlei Bestätigung.
Alle Angaben ohne Obligo! Dieser Bericht stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der behandelten Unternehmen und von deren Aktien dar. Jeder Anleger muss sich über seine eigene Risikotoleranz bewusst sein.
Die komplette Analyse mit noch mehr Details ist nachzulesen in der Januar-Ausgabe der Zeitschrift HZwei: www.hzwei.info
Autor: Sven Jösting (Dez. 2014)
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Nachtrag vom 19. Januar 2015:
Bei Ballard Power Technologies als dem Marktführer in Sachen BZ-IP kam es jüngst zu der Beendigung eines Lizenz- und Partnerschaftsabkommens mit deren chinesischem Partner AZURE (Patentverletzungen ?, ausstehende Zahlungen) für den Aufbau einer Produktion von BZ-Stacks für Busse in China. Dies hat den Kurs unter Druck gebracht –
zumal damit Umsätze aber auch Liquidität eingebüßt worden sind. Indes besitzt Ballard unverändert gute Aussichten in vielen anderen Märkten (geografisch wie auch produktbezogen) und sollte den Verlust des Azure-Vertrag auszugleichen im Stande sein.  („Buy on bad news“)

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5 Kommentare

  1. Achim Behrenwaldt

    Ich sehe niemanden, der außer den oben genannten Unternehme ein ernsthaftes Interesse an einem Engagement an der Produktion von Brennstoffzellen und regenerativ erzeugtem Wasserstoff hat – auch nicht am Kauf von Aktion dieser Unternehmen.
    Durch den stark gesunkenen Ölpreis ist das Interesse eher gesunken (back to oel).
    Sowohl Brennstoffzellen als auch regenerativ erzeugter Wasserstoff (power to gas) sind noch viel zu teuer ! Bei Brennstoffzellen ist durch neue Katalysatoren eine Kostenreduzierung in Sicht, bei Wasserstoff sehe ich sie noch nicht !
    Also wird Arno Evers wohl recht behalten !

    Antworten
    • Arno A. Evers

      Hallo, Herr Behrenwaldt , es geht mir überhaupt nicht darum,
      für irgendwas Recht zu bekommen. Es geht mit nur darum, aufzuzeigen,
      das die jetzigen Geschäftsmodelle ALLER heutigen
      (einschließlich der bisher schon Untergegangenen…) Wasserstoff-
      und Brennstoffzellen- Firmen und -Institutionen leider weltweit in`s Leere laufen. DAS sage und schreibe ich seit den 1990er Jahren.
      Eines Tages wir dies Allgemeingut …
      Ich kann da entspannt abwarten…
      …zumal ich DIE Lösungen aus diesem Dilemma ebenfalls weiss…
      Man liest sich! (y) : —> http://www.aaevers.com/the-man/

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  2. Hydrogeit

    Herr Evers, der Autor dieser Analyse, Sven Jösting, wurde bereits in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift HZwei als Branchen- und Börsen-Kenner vorgestellt (s. S. 36).

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  3. Arno A. Evers

    Das sind ja sehr gewagte Prognosen.
    Zumal, wenn man viele diese Firmen durch eigene Besuche in den USA kennt …
    Und wer bitte ist: Sven Jösting?
    Sprechen wir uns gerne in 1, 3, 5 und 15 Jahren wieder.
    Ob es die o.a. Firmen dann überhaupt noch gibt?
    Es sind ja schon genug von der Bildfläche verschwunden …
    More to come!

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