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Beitrag von Sven Geitmann

11. August 2014

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Zick-Zack-Verlauf der Börsen-Kurse von Brennstoffzellen-Firmen

Plug-PowerAn der Wall Street nennt man die Firma inzwischen „Day-Trader Darling“, weil Plug Power etwas für Leute ist, die auf schnelle Gewinne aus sind, die Aktien binnen eines Tages kaufen und verkaufen. Der Börsenkurs dieses US-amerikanischen Brennstoffzellenunternehmens schwankt so stark wie kaum ein anderer. Über diese Entwicklung an der Wall Street berichtet direkt aus New York die Auslandskorrespondentin Kathrin Werner, die sonst für die Süddeutsche Zeitung schreibt.
Ebenso wie um Plug Power gibt es im Moment insgesamt um Brennstoffzellenhersteller einen regelrechten Hype an der Börse, der mit der Realität nichts zu tun hat. Obwohl das Unternehmen heftige Verluste schreibt – im ersten Quartal 2014 waren es 75,9 Millionen Dollar – und die Umsätze stagnieren, ist Plug Power an der Börse gigantische 550 Millionen Dollar wert. So richtig erklären kann das niemand. Es ist eine Blase.
Plug Power habe keine Gewinne, keine besondere Technik, keine gute Marke, keine großen Wachstumschancen und kein vertrauenswürdiges Management, sagte der Finanzanalyst Andrew Left von Citron Research: „Es gibt bei dem Unternehmen eine lange Geschichte von gebrochenen Versprechen.“ Plug Power stellt Gabelstapler mit Brennstoffzellen her, die das Unternehmen bei dem Hersteller Ballard Power Systems einkauft. Weil es für diese Fahrzeuge Subventionen der US-Regierung gibt, kaufen sie Unternehmen wie Walmart und Fedex gern für ihre Lagerhäuser. Eigentlich ist das ein solider Nischenmarkt, der wächst. Doch Plug Power schafft es seit nunmehr 17 Jahren nicht, damit endlich Geld zu verdienen.
Unternehmenschef Andrew Marsh hat es allerdings geschafft, die letzten Aufträge so geschickt zu veröffentlichen, dass Börsianer ganz begeistert waren. Anschließend legte er dann allerdings doch wieder schlechte Finanzergebnisse vor. Gewinne sind nicht in Sicht. Der Aktienkurs von Plug Power hat zuletzt so stark geschwankt wie sonst kaum ein anderes Papier an den Börsen der Welt. Vor einem Jahr lag er bei 30 Cent, Anfang März 2014 dann bei fünf Dollar, eine Woche später bei elf Dollar. Inzwischen (Juni 2014)  ist er wieder auf 3,20 Dollar gefallen – morgen könnten es schon wieder fünf Dollar sein. (Anm. d. Red.: 5,70 Dollar am 11.08.2014)
An der Wall Street gibt es im Moment kaum einen Industriezweig, der ein solches Auf und Ab erlebt wie die Brennstoffzellentechnik.
Andere amerikanische Spieler in der Brennstoffzellenbranche reiten auf dieser Welle mit. Auch FuelCell Energy und Ballard Power Systems erlebten im Laufe dieses Jahres verrückte Zuwächse und rasante Einbrüche. FuelCell Energy konzentriert sich auf stationäre Brennstoffzellen, die Strom und Wärme erzeugen. Diese Geräte stehen in Konkurrenz zu Gasturbinen und leiden darum unter dem niedrigen Gaspreis in den USA und dem wachsenden Druck durch erneuerbare Energien, die immer billiger werden. Ballard stellt kleinere Brennstoffzellen her, die unter anderem als Backup-Systeme bei Stromausfall zum Einsatz kommen, und eben in Niederflurzeugen.
FuelCell und Ballard sind an der Börse aktuell 45 Prozent beziehungsweise sogar 99 Prozent mehr wert als zu Jahresanfang. In den vergangenen zwei Monaten haben sie allerdings rapide verloren. Für solide Anleger ist das nichts, eher für Zocker. All die Brennstoffzellenaktien sind „Day-trader Darlings“.
Die Aufregung an der Börse um diese drei Firmen ist schade, denn sie verstellt den Blick auf die eigentlich positive und solide Entwicklung der Brennstoffzellen. Gabelstapler sind nur ein Nischenprodukt, aber es gibt etliche Anwendungen in der Industrie, für die diese Technik sinnvoll wäre – und ökologisch, wenn sie mit Wasserstoff betrieben werden, der mit Wind- oder Sonnenstrom produziert wurde.
Auch mehrere Autohersteller haben ernsthaft die Markteinführung von Wasserstofffahrzeugen angekündigt. Der Anfang wird in den Vereinigten Staaten gemacht. In diesem Sommer plant Hyundai, eine BZ-Version des Geländewagens Tucson auf die Straße zu bringen. Die ersten Modelle wollen die Koreaner in Südkalifornien verkaufen, wo neun der zehn amerikanischen Wasserstofftankstellen stehen. Auch Toyota, Daimler und Honda haben große Brennstoffzellenpläne. Laut einer Studie von KPMG sagen 69 Prozent aller Autokonzern-Topmanager, dass Brennstoffzellen entscheidend für Wachstum in der Zukunft sind.
Auch außerhalb der Autoindustrie gibt es eine wachsende Zahl von Interessenten, vor allem für Notstromgeneratoren, die mit Wasserstoff betrieben werden. Laut einer Navigant-Studie wird der Markt für stationäre Brennstoffzellen bis 2022 auf neun Milliarden Dollar steigen.
Fazit: Die Aktien, vor allem die von Plug Power, sind derzeit überbewertet. Brennstoffzellen verdienen keinen Hype, aber durchaus vorsichtige Zuversicht.
Autorin: Kathrin Werner, New York, Juni 2014
Bericht ist in der HZwei-Ausgabe vom Juli 2014 erschienen.

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