Hzwei Blogbeitrag

Beitrag von Sven Geitmann

6. Mai 2014

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Toyota setzt voll auf die Brennstoffzelle

FCV-Horch-Hirose

Hirose (r.) mit Senator Horch vor dem FCV-Concept (Quelle: Toyota)


Während Toyota auf der Tokyo Motor Show im November 2013 zunächst nur einen groben Ausblick auf seine neue Studie gegeben hatten, gehen die Japaner in diesem Jahr mit der Brennstoffzellentechnik voll in die Offensive: Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas präsentierten sie ihr neues FCV-Concept-Modell, das die Basis für das in 2015 erwartete Serienmodell bilden wird. Toyota zeigte den Prototyp sowohl auf der CES als auch auf dem Genfer Automobilsalon vom 6. bis 16. März – und vorab auch bereits in Hamburg.
Während andere Automobilhersteller zukünftig ganz auf batteriebetriebene Fahrzeuge setzen werden, baut der Weltmarktführer auf die Brennstoffzelle. Hintergrund dieser Strategie ist, dass Toyota im BZ-Sektor von einer ähnlichen Entwicklung wie im Hybrid-Bereich ausgeht: Mit Hybridfahrzeugen waren die Asiaten im Jahr 1997 ebenfalls die Ersten auf dem Markt. Anfangs zahlten sie beim Verkauf eines jeden Prius-Exemplars zwar drauf, mittlerweile hat Toyota jedoch insgesamt über 6 Mio. Hybridautos verkauft. Damit es mit der Brennstoffzellentechnik ähnlich gut läuft, arbeiten bei der Toyota Motor Corp. rund 500 Entwickler in diesem Bereich. Das sind ähnlich viele Mitarbeiter wie in der Dieselentwicklung.
Der Toyota FCV Concept verfügt über zwei 700-bar-Wasserstofftanks, die Platz für vier Passagiere lassen. Der Viertürer birgt ausreichend Wasserstoff für 500 km und kann innerhalb von drei Minuten betankt werden. Das eingebaute Brennstoffzellensystem bringt eine Leistung von über 100 kW bei einem Wirkungsgrad von 65 Prozent. Ganz ausgereift ist das Design allerdings noch nicht: Bis zur Serienreife wird sich die Optik noch ändern, damit eine familientaugliche Mittelklasselimousine entsteht. Zum Preis heißt es nach wie vor lediglich, dass dieser unter 80.000 Euro liegen werde. Verglichen mit den Preisen aus dem Jahr 2002 entspräche dies laut Toyota einer Kostenreduktion um 95 Prozent.
Offiziell wurde der Toyota FCV Concept in Europa das erste Mal in Genf der Öffentlichkeit vorgestellt. Die eigentliche Europapremiere kann allerdings Hamburg für sich verbuchen: Am 20. Februar zeigte Katsuhiko Hirose, der Chefentwickler von Toyota und Vater des Prius, im Hafenviertel die abgeklebte Version des FCV Concept der dort versammelten Presse (s. Foto).
Dazu passend folgte aus der Hansestadt kurz darauf die Meldung, dass die Taxen dort zukünftig mit Wasserstoff angetrieben werden sollen: Wie das Hamburger Abendblatt am 21. Februar 2014 berichtete, bewirbt sich Hamburg um eine Kooperation mit Toyota. Der japanische Konzern sucht seinerseits nach geeigneten Partnern für die Nutzung seiner H2-Fahrzeuge. Der Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch soll Hirose nach Angaben der Zeitung angeboten haben, dass eine Taxiflotte von 100 Autos durch Brennstoffzellenfahrzeuge ersetzt werden könnte. Zudem schlug Horch vor, auch Unternehmen und Behörden mit entsprechenden Modellen auszustatten.
Im Bussektor ist Hamburg bereits Vorreiter in Bezug auf alternative Antriebstechnik und man beabsichtigt, bis zum Jahr 2020 den Einkauf von Dieselbussen einzustellen und ab dann nur noch H2-Modelle in den Fuhrpark aufzunehmen. Heinrich Klingenberg von hySOLUTIONS sagte dazu, dass ab diesem Jahr in Hamburg quasi eine Beweislastumkehr vorliege: Demnach sollen Behörden bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge begründen, warum man ein herkömmliches Auto beantrage.
Andy Fuchs von Toyota Motor Europe erklärte: „Hamburg gehört für uns zu den wichtigsten Standorten dieser Zukunftstechnologie. Mit seinen vielfältigen Anwendungen, der starken Unterstützung durch den Senat und den bereits vorhandenen Wasserstofftankstellen ist die Hansestadt für uns ein vorbildlicher Standort für einen wachsenden Einsatz unserer Serienfahrzeuge.“
„Batterien verlieren über einen Zeitraum von zehn Jahren mindestens ein Drittel der nutzbaren Kapazität. Eine gute Brennstoffzelle büßt in dieser Zeit höchstens zehn bis fünfzehn Prozent ihrer Leistung ein.” Katsuhiko Hirose, Chefentwickler von Toyota
„Brennstoffzellenfahrzeuge werden früher, als viele Leute glauben, in unser Leben treten, und in höherer Stückzahl, als alle erwarten.“ Bob Carter, Senior-Vice-Präsident von Toyota Motor Sales

2 Kommentare

  1. Joe Schmidt

    Dafür lassen sich die Alterungen bei den meisten BEV nicht bestätigen.
    Kurios ist zuden, dass das H2-BSZ-Auto letztlich ein lupenreines Elektroauto mit einer etwas kleineren (aber ja auch alternden …) Traktionsbatterie ist, ein “serieller Hybrid”.
    Denn zum Einen kann die BSZ nicht schnell geregelt werden und Spitzenleitungen bereitstellen, zum Anderen will man beim Bremsen die Rekuperationsenergie speichern. Trotzdem ist der Energieverbrauch DREIFACH so hoch wie beim E-Auto. Denn die Erzeugung, Speicherung /Lagerung verbraucht halt sehr viel Energie. Dass mehr als 95% des H2 aus Erdgas (Dampfreformation) erzeugt werden, ist energetischer Unsinn.
    Lies: Gregor Honsel: “Eines der klimafeindlichsten Autos überhaupt”)
    Dann kann man das Erdgas gleich im herkömmlichen Auto verbrennen – Wirkungsgrad (siehe:”Well-to-Wheel”) bleibt etwa gleich (schlecht).

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  2. Daniel Walther

    Interessant vom Chefentwickler von Toyota zu hören, dass auch gute Brennstoffzellen, innerhalb von 10 Jahren, bis zu 15% Leistungsverluste aufweisen.
    Bei einem Kaufpreis von ‘unter’ 80’000, wird so ein Fahrzeug auf jeden Fall nicht in mein Leben treten, egal ob es heute oder in 20 Jahren angeboten wird.

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