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Beitrag von Sven Geitmann

25. September 2012

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Energiewende – Wort oder Unwort des Jahres?

Energiewende – dieses Wort hat das Potential, erstmalig in der Geschichte sowohl Wort des Jahres als auch Unwort des Jahres zu werden. Seit der Atomreaktorkatastrophe in Fukushima 2011 wird viel über die Energiewende diskutiert, obwohl der Begriff eigentlich gar keinen Sinn macht, schließlich kann man Energie nicht wenden, oder besser gesagt kann ich es jedenfalls nicht.
Okay, der Begriff Energiewende ist also kein wissenschaftlicher Fachbegriff, sondern vielmehr ein Synonym für die Umorientierung in der Energieversorgung. Konkret bezeichnet dieses Wort die Abwendung von fossilen Primärenergieträgern hin zu erneuerbaren. In der Online-Enzyklopädie Wikipedia steht dazu: „Als Energiewende wird die Realisierung einer nachhaltigen Energieversorgung in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität mit erneuerbaren Energien bezeichnet.“
Erstmals wurde dieser Begriff 1980 vom Öko-Institut geprägt und bezeichnete den Einstieg in die erneuerbaren Energien. Die Zeit um die Jahrtausendwende kann also als Energiewende 1.0 bezeichnet werden. Diese Phase war in Deutschland geprägt vom Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und vielem Hin und Her in der Atompolitik.
Seit 2011 ist das Wort Energiewende in aller Munde. Jeder versucht es nach seinem Geschmack zu definieren. Es ging zuletzt schließlich schon so weit, dass es hieß, die Energiewende dürfe nicht zerredet werden. Der fast schon inflationäre Gebrauch dieses Begriffs täuscht jedoch darüber hinweg, dass bisher vornehmlich darüber diskutiert wird, aber kaum wirklich etwas unternommen wird.
Diese Phase, in der wir gerade stecken, die hierzulande mit dem endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie eingeläutet wurde und in der es zunächst noch um die Definition dieses Begriffs geht, ist für mich die Energiewende 2.0. Bei diesem zweiten Anlauf geht es um eine neue Art der Wendung, der Umorientierung, die nicht nur weggerichtet ist von der Atomenergie, sondern auch von zentralen Strukturen. Dezentralität steht erstmals wirklich im Zentrum der Diskussion, ebenso wie das große Thema der Effizienzsteigerung.
Diese Phase wird noch geraume Zeit andauern. Trotzdem ist es aber schon heute erforderlich, auf die Zeit danach zu schauen. Was könnte anschließend kommen? Können die erneuerbaren Energien auch ohne Atomenergie tatsächlich eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen? Ist mit dezentralen Strukturen wirklich eine sichere Wärme- und Stromversorgung realisierbar?
Die Antwort lautet: Ja! Die Voraussetzung dafür ist aber, dass Solar- und Windstrom effizient gespeichert werden können. Und genau an dieser Schnittstelle, bei der Energiespeicherung von „grünem Strom“, kommt Wasserstoff ins Spiel. Wasserstoff ist der perfekte Energiespeicher, um Sonnen- und Windstrom auch über längere Zeiträume bevorraten zu können. Die Idee einer solaren Wasserstoffwirtschaft beziehungsweise von Wind-Wasserstoff ist nicht neu, aber noch nie waren die Voraussetzungen dafür, diese Idee in die Realität umzusetzen, so gut wie heute.
Noch sind wir nicht so weit. Noch muss diese Technologie zunächst in Demonstrationsprojekten erprobt werden. Aber schon heute ist absehbar, dass auf diesem Weg ab 2020 eine neue Phase eingeläutet werden wird: Die Energiewende 3.0.
Um bereits heute abschätzen zu können, wie eine zukünftige Energieversorgungsstruktur aussehen könnte, ist zunächst einmal umfangreiche Aufklärungsarbeit notwendig. Das Wissen über die Potentiale der Wasserstoffwirtschaft ist in der Öffentlichkeit immer noch nur sehr begrenzt vorhanden. Und genau das war Anlass für mich, mein Buch über Wasserstoff und Brennstoffzellen aus dem Jahr 2004 angesichts dieser neuen Zukunftsperspektiven noch einmal komplett zu überarbeiten.
Das neue Buch, erschienen im September 2012, skizziert nun den Weg von der gestrigen zur zukunftsfähigen Energieversorgung. Es widmet sich dabei vorrangig der Thematik rund um Wasserstoff und Brennstoffzellen, denn gemeinsam können sie beide – der Wasserstoff als Energiespeicher und die Brennstoffzelle als Energiewandler – die in den nächsten Jahren anstehende Energiewende 3.0 ermöglichen. Es zeigt somit einen Weg auf, wie wir eine wirklich nachhaltige Energieversorgung aufbauen können.
NOW-Geschäftsführer Dr. Klaus Bonhoff war so freundlich, dazu das Vorwort zu verfassen.

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